Marrakech – was für eine Stadt. Als ich 2015 für einen TV-Dreh im Juni, bei 45 Grad und Ramadan, hier war, verbrachte ich 7 Stunden im Hotel und musste anschließend wieder nach Hause fliegen. Da ich mich damals ärgerte, nichts von der Stadt gesehen zu haben, holte ich die verlorene Zeit im Jänner nach. Heute gibt es einen kleinen Guide zu Marrakech, der euch vielleicht den ein oder anderen Tipp gibt.
WHEN TO GO
Die Hauptsaison in Marrakech ist vor allem während unserem Frühling und Herbst. Im Sommer wird es zu heiß und somit stellen viele Airlines ihre Direktflüge ein. Im Jänner und Februar ist es jedoch weit weniger touristisch, als im März und April und somit kann ich diese Zeit wirklich empfehlen. Aber: erwartet euch kein Sommerwetter! Untertags kann es im Jänner locker 20 Grad haben und sich in der Sonne wir 25 Grad anfühlen (sprich kurzes T-Shirt), im Schatten wird es jedoch sehr frisch und Abends können die Temperaturen auf unter 5 Grad fallen. Es gibt in den Riads (traditionelles Atriumshaus) keine richtige Heizung, sondern im besten Fall Air Conditions, mit denen man heizen kann.
WHAT I PAID
Wir haben 150€ pro Person für den Direktflug mit Austrian Airlines und 35€ pro Nacht/Zimmer für die Unterkunft gezahlt. Um so günstig wegzukommen muss man aber flexibel bezüglich der Daten und Unterkunft sein.
WHERE TO STAY
Am Anfang jedes Marrakech Besuchs muss man sich die Frage stellen: möchte ich in der Medina wohnen? Die Medina ist der alte Teil der Stadt, in dem die meisten Sehenswürdigkeiten und Souks (Märkte) sind. Es gibt aber auch einen neuen Teil, der etwas modernen, sauberer und ruhiger ist. Viele Hotels im modernen Teil bieten, soweit ich weiß, Shuttles in die Medina an. Nach reiflicher Überlegung und Recherche entschied ich mich für ein Riad in der Medina, das 1km vom Hauptplatz entfernt war. Das Riad Hadda habe ich auf Airbnb gefunden (klickt hier, wenn ihr noch nicht auf Airbnb registriert seid und einen 30€ Gutschein haben wollt) und ich kann es definitiv empfehlen. Im Jänner hat es 35€ die Nacht gekostet, war sehr sauber und wirklich schön. Klar, es ist kein Luxushotel, aber das brauche ich persönlich nicht. Das einzige „Manko“ ist, dass die Unterkunft 15-20 Minuten zu Fuß vom Hauptplatz entfernt ist, was bei einem Aufenthalt von mehr als 3 Tagen vielleicht etwas mühsam werden könnte, wenn man Strecken ausschließlich zu Fuß zurücklegt. Uns hat es nicht gestört.
HOW MUCH TIME DO I NEED?
Wir waren vom 14. bis 18. Jänner in Marrakech, sprich vier Nächte, was drei volle Tage und zwei angebrochene Tage ausmacht. Wir waren ausschließlich in Marrakech, haben also keine Ausflüge gemacht. Hätte ich dieselbe Zeit nochmal, wären weniger Tage definitiv ausreichend. Wer also 5 Tage hat, sollte maximal 2-3 Tage für Marrakech selbst einplanen und den Rest Tagesausflüge ins Atlasgebirge oder Städte wie Essaouira machen. Marrakech ist wunderschön und hat viel zu bieten, aber man wird schnell übersättigt. Was mich zum nächsten Punkt bring.
WHAT TO BE AWARE OF
Als sensibler Mensch, wie ich es bin, nimmt man Stimuli und Reize sehr intensiv wahr. Nach fast 5 Tagen in der Medina fühlte ich mich regelrecht ausgelaugt. Man drängt sich durch die engen Gassen voller Menschen, überall Gerüche, man wird ständig angequatscht, überall Produkte zu kaufen, man hat kaum eine Sekunde der Ruhe. Marrakech ist auch in der Nebensaison sehr touristisch und es wird immer und überall versucht einem etwas zu verkaufen. Gerade in den Souks kann man keinen Meter laufen, ohne dass man gebeten wird, die Produkte des jeweiligen Verkäufers anzuschauen. Manche sind auch richtig aufdringlich und für unsere Verhältnisse sogar aggressiv, so lief mir eine Frau, die mir Henna anbot, meterlang nach, was darin ausartete, dass sie meine Hand Griff, nicht mehr los ließ und mir eine Henna Blume auf die Hand malen wollte, obwohl ich mehrmals betonte, keine Henna Bemalung haben zu wollen. Ich riss mich los, bedankte mich zum hundertsten mal höflich (auch wenn ich mich innerlich längst gestresst fühlte) und dann ließ sie locker. Wenn man kurz auf der Straße stehen bleibt, kommen sofort Männer oder Kinder zu einem und wollen einem den Weg zeigen. Am Ende wollen die meisten Geld haben, deswegen haben wir immer gleich abgewunken. Oft wollen sie kein Geld, führen einen aber zu einem Geschäft, wo sie dann Kommission vom Besitzer bekommen. Was auch oft vorkommt, ist dass man gesagt bekommt „this road is closed“ oder „the main square is in this direction“. Diese Infos haben sich in 99% der Zeit als falsch heraus gestellt, was uns die ersten Male, bevor wir klüger wurden, etwas geärgert hat. Auch Haschisch wird einem an jeder Ecke angeboten. Ich finde es wichtig, nicht die Contenance zu verlieren und immer höflich zu bleiben, auch wenn es sehr viel Geduld abverlangt. Diese Menschen leben von Touristen und man ist in Marrakech nun mal Beute, wenn man als Tourist in der Medina unterwegs ist. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten, habe ich die MarokkanerInnen als unheimlich herzlich, gastfreundlich und warm empfunden.
Viele von euch haben mich auch gefragt, wie sicher es ist und ob man als reine Frauengruppe (oder gar alleine) reisen kann. Da ich mit einem Mann gereist bin, kann ich hier nur Vermutungen abgeben. Ich selbst bin in meinem Leben sehr viel alleine gereist, allerdings nie in arabischen Ländern. In Marrakech habe ich viele reine Frauengruppen gesehen und würde es mir auch alleine zutrauen. Natürlich muss man auf die (no brainer) Basics achten: nicht zu offenherzig/leicht bekleidet herum laufen, eher auf Hauptstraßen gehen, schlichtweg etwas Hausverstand mitbringen. Natürlich bekommt man als Frau ohne Mann etwas mehr Aufmerksamkeit, aber wenn man es nicht drauf anlegt, passiert auch nichts. In Marrakech gibt es viele Locals, die kein Kopftuch tragen und auch von Touristinnen wird es nicht verlangt. Als wir die Koranschule besucht haben, habe ich mir ein leichtes Tuch um den Kopf gewickelt, aus bloßem Respekt. Ich war allerdings die einzige Touristin an dem Tag, die das gemacht hat, insofern glaube ich nicht, dass man Probleme bekommt. Die Marokkaner sind ein sehr entspanntes, fröhliches und nicht sehr strenges Volk (meine subjektive Empfindung).
WHAT TO DO – SIGHTS & ACTIVITIES
Jardin Majorelle – mein Highlight in Marrakech. Dieser wunderschöne Garten gehörte zuletzt Yves Saint Laurent und seinem Lebensgefährten Pierre Bergé und ist ein Ort, wie kein Anderer. Wir mussten am Eingang ca. 15 Minuten in der Schlange warten, das sollte man vielleicht zur Hochsaison mit einberechnen. Ich würde vielleicht auch eher in der Früh oder am Abend gehen, wenn die Sonne etwas tiefer steht, somit hat man keine unschönen Schlagschatten auf den Fotos (Bloggerprobleme, haha). Wir haben auch im Restaurant vor Ort gegessen, obwohl es unverschämt teuer war. Wir fanden die Atmosphäre einfach so toll (und hatten tierisch Hunger). Auch das Berber Museum im Garten ist sehr empfehlenswert! Der Garten liegt außerhalb der Medina, das heißt man kann, wenn man eine Unterkunft in der Medina hat, bei der Gelegenheit auch gleich den neuen Stadtteil (Gueliz) anschauen.
Palais Bahia – mein zweites Highlight nach dem Jardin Majorelle. Ich finde der Palais Bahia wird fast unterbewertet, so schön ist er. Der Eintritt von 2€ ist im Gegensatz zu allen anderen Attraktionen wirklich günstig und ich finde, man bekommt Einiges dafür. Die Innenhöfe und Gärten sind wunderschön und ein tolles Fotomotiv.
Medersa Ben Youssef – die Koranschule ist vor allem wegen der schönen Holzschnitzereien im Inneren sehenswert. Allerdings fand ich den Palais Bahia weitaus beeindruckender und auch größer.
Maison de la Photographie – Das Fotografiemuseum hat mir unheimlich gut gefallen. Auf drei Stöcken (inklusive einer extra Terrasse und Café am Dach) sammeln sich wunderschöne Schwarz Weiß Aufnahmen, die bis zum Jahr 1880 rückdatieren. Vor allem die Aufnahmen des Berbervolkes haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Außerdem ist die Location (ein weißer Riad mit grünen Akzenten) wunderschön.
Ein Besuch im Hammam – Wem das Leben in der Medina etwas „too much“ wird, dem kann ich einen Besuch im Hammam sehr ans Herz legen. Ursprünglich wollten wir in ein traditionelles Hammam, jedoch sind diese für Frauen und Männer nur zu getrennten Uhrzeiten begehbar (Männer meistens am Vormittag, Frauen am Nachmittag). Wenn man also nicht als gleichgeschlechtliche Gruppe reist, kann man auf eines der vielen Spas zurückgreifen. Wir wollten dennoch kein 0815 Spa, das es in einer Therme bei uns auch geben könnte, sondern etwas Besonderes. Nach reichlicher Recherche entschied ich mich für das Spa des La Sultana Hotels, da wunderschön und preislich okay (in Luxushotels wie La Mamounia zahlt man bis zu 100€ bloß für einen Spa Eintritt). Wir haben via E-Mail für den Folgetag einen 45-minütigen Hammam Aufenthalt inklusive Body Scrub gebucht. Gekostet hat das Ganze 400 Dirham, also etwas weniger als 40€ pro Person (Preise findet ihr hier). Wir hatten den Pool für uns alleine und der Scrub war traumhaft. Man wird im Hammam (Dampfbad) zuerst gewaschen und dann in einem anderen Raum von denselben Frauen abgerubbelt, die Haare werden einem gewaschen (Achtung, für alle, die no poo machen!) danach hat man babyweiche Haut. Was ich empfehle mitzunehmen: Badeanzug, eine Plastiktüte für die nassen Sachen, Shampoo/Haarbürste/Schminkzeug und unbedingt eine Bodylotion oder Öl für danach (die abgerubbelte Haut braucht Feuchtigkeit, sonst wird sie staubtrocken). Das Gute an dem Ganzen ist auch, dass man ein Luxushotel von Innen zu sehen bekommt, ohne Hunderte von Euros für einen Aufenthalt dort hinblättern zu müssen. Das La Sultana ist eines der schönsten Hotels, die ich je von Innen gesehen habe!
WHAT TO DO – SHOPPING
In Marrakech geht es vor allem um Eines: Einkaufen. An jeder Ecke kann man zig Dinge kaufen und auch das überfordert einen irgendwann. Gut ist es, wenn man mit klaren Vorstellungen einkaufen geht und vorher überlegt, was man kaufen möchte. Auf meinem Einkaufszettel stand bloß eine Sache: Teppiche. Ich wollte auch eine marokkanische Hochzeitsdecke (Handira) kaufen, habe mich dann aber aufgrund des Gewichts (wiegen gerne mal 10kg) dagegen entschieden. Am Ende bin ich mit 4 Teppichen und einem Paar Schuhe und einem kleinen Spiegel nach Hause geflogen. Unser Flugtarif beinhaltete nur Handgepäck, ich habe also für den Rückflug ein Gepäckstück um 15€ dazu gebucht und mir vor Ort um 10€ eine große Tasche gekauft. Einen detaillierten Guide zum Teppichkauf findet ihr hier.
Kurz auch ein paar Worte zum Preis und dem Handeln: das Preisniveau in Marrakech ist für Touristen relativ hoch. Man muss davon ausgehen, dass die verlangten Preis mindestens 50% höher sind als das, was man maximal zahlen sollte. Handeln gehört auch zur Kultur und nichts spricht dagegen, man darf sich deswegen nicht schlecht fühlen. Aber: man sollte nicht frech sein und manchmal einfach den Preis zahlen, den man bereit ist zu zahlen, oder dem einen das Produkt schlichtweg wert ist. Ich handle gerne und gut, kenne aber meine Grenzen und möchte nicht um jeden Preis einen guten Deal machen. Geiz ist geil ist eine Mentalität, die mir nicht zusagt, verarschen lassen darf man sich trotzdem nicht. Wichtig ist auch, wenn man sich auf einen Preis geeinigt hat (meistens mit Handschlag abgesegnet) es sich nicht doch nochmal einen Rückzieher zu machen.
Mein letzter Tipp: verschafft euch erst einen Überblick. Ihr müsst etwas, was euch gefällt, nicht sofort kaufen und es wird zu 100% morgen auch noch da sein. Schreibt euch vielleicht die Preise auf, schaut euch um und kauft erst, wenn ihr ein bisschen eine Ahnung vom Qualitäts- und Preisniveau habt.
Die Souks – In Marrakech gibt es zahlreiche Souks, also Märkte. Diese sind meistens geschlossen und man kann sich sehr leicht darin verlieren. Das Angebot reicht von Gewürzen, über Teppiche, Schmuck, Lederwaren, Strohtaschen und -körben hin zu gefälschter Markenware. Der Souk um den Hauptplatz (Jana El Fna) ist der Teuerste und hier würde ich Nichts kaufen, es sei denn, man hat einen langen Atem und kann gut handeln.
Ensemble Artisanale – Die Gegend um das Ensemble Artisanale ist wesentlich günstiger als der Souk und auch viel ruhiger/angenehmer. Hier habe ich zwei Teppiche gekauft und mehr Ruhe zum Einkaufen gehabt.
La Famille – Eigentlich ein Restaurant, das aber auch eine kleine Boutique hat. Für mich Utopia, weil genau mein Geschmack. Ich habe hier einen wunderschönen, kleinen Spiegel gekauft, für den ich 36€ bezahlt habe.
Der Schuh-Mann – Zufällig stieß ich über einen Schuster, der wunderschöne, handgemachte Stroh(?)-Schuhe herstellt. Als er mir den Preis von 250 Dirham (weniger als 25€) für das Paar nannte, handelte ich gar nicht, weil ich gerne auch bereit gewesen wäre, mehr für dieses Handwerk zu zahlen. Ich habe mir eine Visitenkarte mitgenommen und kann euch echt ans Herz legen, dort vorbei zu schauen, wenn ihr schöne, sommerliche Schuhe sucht. El Liouami Ahmed, 218, Riad Zitoune Jdid (die gleiche Straße, wo auch „La Famille“ ist).
WHERE TO EAT
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir vom Essen in Marrakech etwas mehr erwartet habe. Die Enttäuschung liegt größtenteils daran, dass die Küche sehr fleischlastig ist und vegan nicht wirklich leicht ist. Auf Reisen muss ich ab und zu auf vegetarisch umsatteln, so auch hin und wieder in Marrakech. Nachdem ich Französisch spreche, konnte ich oft erklären, dass ich keinen Käse zum vegetarischen Gericht möchte und das hat die meiste Zeit auch gut funktioniert. Es gibt viel Streetfood in Marrakech, das ich, wenn ich nicht vegan leben würde, auf jeden Fall probiert hätte. Die Alternative sind nämlich nur sehr touristische Locations oder sehr trendige/hipster Restaurants, die mich an „Marrakech for white people“-Dekadenz erinnerten. Don’t get me wrong: ich bin selbst ein Bobo und fand die meisten „westlichen“ Lokale sehr schön, die Preise gleichen aber Preisen in Paris und von Locals keine Spur. Nichtsdestotrotz ein paar Empfehlungen:
Nomad – dieses Lokal wurde mir von allen empfohlen, vor allem wegen der schönen Dachterrasse. Wir waren hier gleich am ersten Tag, nachdem wir ins Hotel eingecheckt haben und konnten einige vegetarische/vegane Optionen finden. Es ist ein echt cooles Lokal, aber wie oben gesagt: für sowas muss man nicht unbedingt nach Marokko. Unten gibt es auch eine kleine Boutique, die sehr schön sein soll, die ich allerdings nicht besucht habe.
Café des Epices – ein Kaffeehaus gegenüber von Nomad, der Besitzer ist derselbe. Ein mehrstöckiges Café, in dem man auch essen kann. Es ist wunderschön, man hat einen tollen Ausblick, das Essen ist okay.
Le Jardin – ein Lokal, wie man es auf Pinterest findet. Das Lokal und der wunderschöne Garten im Inneren ist in zig verschiedenen Grüntönen gehalten und aus den Lautsprechern klingt entspannende Musik. Fazit aber gleich wie sonst auch: sehr westlich, sehr teuer.
Earth Cafe – dieses Restaurant haben wir auf Happy Cow gefunden und es wurde uns von vielen empfohlen. Ich fand das Essen aber leider, wie sonst fast überall auch, sehr durchschnittlich. Für Hardcore VeganerInnen allerdings gut, weil es ein eigenes, veganes Menü gibt.
Cafe Clock – mein Favorit von allen Lokalen, in denen wir waren. Das Personal wirkte, im Gegensatz zu den anderen Restaurants, sehr freundlich und motiviert. Es ist zwar auch ein westliches Lokal, jedoch mit etwas mehr Charakter, Ecken und Kanten. Innen findet man Kunstinstallationen und Street Art, auf der Terrasse lässt es sich wunderbar frühstücken, auf der Karte sind vegane Speisen eigens gekennzeichnet.
Oft haben wir auch einfach touristische Straßencafés aufgesucht, wo wir gegrilltes Gemüse und Couscous bestellt haben. Ob das Gemüse am selben Grill wie das Fleisch gebraten wird, weiß ich nicht.
Und hier noch die Karte, mit allen erwähnten Orten in der Übersicht. Falls ihr die Karte nicht sehen könnt, probiert es mit einem anderen Browser: