Ich habe so viele Fragen zum Thema Teppichkauf in Marrakech bekommen, die ich euch in diesem Blogpost gerne beantworten möchte. Für mich sind Teppiche ein ganz wichtiges Einrichtungselement und ich finde, sie verändern einen Raum grundlegend! Vielleicht sind es aber auch nur meine persischen Gene, die aus mir sprechen 😉
Was für Teppiche gibt es in Marokko?
In Marokko gibt es viele verschiedene Teppicharten, zu viele, um sie alle aufzuzählen. Das beliebteste Modell ist der Beni Ourain Teppich, der nicht speziell aus Marokko, sondern generell aus dem arabischen Raum kommt. Diese Teppiche hat man als Bett verwendet und sie sind inzwischen zu einem sehr gehypten Einrichtungsgegenstand geworden. Grundlegendes zur Qualität und worauf ihr achten müsst, könnt ihr weiter unten lesen. Neben den Beni Ourains gibt es viele Teppiche aus dem Atlas Gebirge, die von verschiedenen Stämmen des Berbervolkes stammen. Viele Berber sind Nomaden und haben somit eine sehr enge Beziehung zu Teppichen (sie schlafen darauf, verwenden sie aber auch als Kleidungsstücke). Berühmt sind in Marokko verschiedene Arten von Kelims, aber auch Azilal Teppiche.
Sind die Teppiche vegan?
Jein. Wer ein Original will, will Wolle. Neuere, kommerzielle Anfertigungen sind aus Baumwolle oder Synthetik, oder gemischt. Ich persönlich wollte einen Wollteppich, da ich privat auch Wolle trage. Dennoch habe ich mir ausschließlich Vintage Teppiche gekauft, weil ich immer versuche tierische Textilien in erster Linie gebraucht zu kaufen. Wenn der Teppich, für den man sich entschieden hat, einen hohen Preis hat, sollte man UNBEDINGT prüfen, ob es sich tatsächlich um Wolle handelt (man wird hier oft angelogen). Prüfen kann man das, indem man ein paar Fäden an den Fransen am Ende rauszieht und mit einem Feuerzeug anzündet (bzw. den Verkäufer bittet, das zu tun). Man sieht und riecht sofort den Unterschied.
Welche Qualitäten gibt es?
Bevor ich nach Marrakech fuhr, wusste ich nicht viel über Teppiche und deren Qualität. Doch gerade bei Beni Ourains (von denen ich zwei gekauft habe), weiß ich inzwischen, dass Welten zwischen den Teppichen liegen, die vermeintlich „gleich“ sind. Geholfen hat mir vor allem Ismail vom Geschäft Lahandira, welches ich dort entdeckt habe. Es ist definitiv ein Geschäft, das für westliche Klientel ausgelegt ist, man kann aber sicher sein, gute Qualität zu bekommen. Fast alle Teppiche dort sind hochwertige Vintageteppiche, die Auswahl ist riesig. Bei Beni Ourains sollte man zuerst die Unterseite ansehen: sind die Knoten gut geknüpft, verfügen aber über einen Abstand, ist der Teppich vermutlich handgemacht (vs. maschinell gefertigter Teppiche, die ganz eng geknüpft sind). Beni Ourains sind fast immer weiß/creme farben mit schwarzem oder braunem Diamantenmuster. Die schwarzen Muster sind bei Originalen von dunklen Schafen und nicht gefärbt. An der Unterseite des Teppiches sieht man oft, dass die schwarzen Punkte leicht „bluten“ also Farbe verlieren. Daran erkennt man, dass es sich um gefärbte Wolle handelt (was die Haltbar- und Waschbarkeit deutlich verschlechtert). Als nächstes sollte man sich die Qualität der Wolle ansehen. Eine billige Wolle ist härter und gröber. Nachdem es schwierig ist, zu urteilen, ob die Wolle weich oder nicht ist, wenn man keinen Vergleich daneben liegen hat, kann man Folgendes tun: einen Wollfaden nehmen und einzwirbeln. Bei echten, alten Beni Ourains wir der Wollzwirn ganz eng und fest, bei Neueren, billigeren Qualitäten, bleibt die Wolle dick.
Wie viel kostet ein Teppich?
Eine Frage, die ich so nicht beantworten kann. Denn hier kommt es wie immer auf die Qualität an. Es gibt 3 x 3 Meter große Beni Ourains (auch Ouarain geschrieben), die man für 400€ bekommt, die aber neu und maschinell hergestellt sind. Für mich sind Teppiche nicht nur Einrichtungsgegenstand, sondern auch eine Wertanlage. Kauft man billig, kauft man teuer, weil das Stück nach 20 Jahren keinen Wert mehr hat bzw. nie einen Wert hatte. Ich habe bei Lahandira gesamt 470€ für einen 1,5 x 2 Meter großen Beni Ourain und einen kleineren Akhnif Kelim (einem Stamm aus dem hohen Atlasgebirge) bezahlt, beides sehr gut erhaltene Vintage Stücke. Nachdem ich keine Expertin bin, kann ich nicht beurteilen, ob ich noch weiter hätte handeln sollen oder nicht, für mich waren die Teppiche das Geld wert. Wer auf die Qualität keinen Wert legt, sollte für einen 1,5 x 2 Meter großen Teppich im Beni Ourain Stil (maschinell hergestellt und neu) nicht mehr als 200€-250€ zahlen. Zur Info: der Stundenlohn in Marokko liegt bei ca. 1€, der durchschnittliche Monatslohn bei 200€. Die meisten Vintage Teppiche von Berbervölkern sind alte Stücke, die nicht zum Verkauf, sondern für den Eigengebrauch der Nomaden produziert wurden und später von Teppichhändlern aufgespürt wurden. Inzwischen fangen aber viele dieser Stämme an, Teppiche für den Verkauf zu produzieren. Es gibt inzwischen einige Fair Trade Initiativen wie The Anou, bei denen man sicher sein kann, dass der höhere Preis sich auch in Form besserer Bezahlung der Näherinnen niederschlägt.
Einen guten Artikel dazu könnt ihr hier lesen.
Wie transportiere ich einen Teppich?
Je nach Größe, kann man den Teppich selbst mitnehmen oder schicken lassen. Für den Versand muss man mit bis zu 70€ rechnen, meistens lohnt es sich also, ein Gepäckstück bei der Airline dazu zu buchen. Die Händler rollen die Teppiche meistens sehr klein und kompakt ein, sodass das Tragen kein Problem darstellt.
Falls ihr noch Fragen zum Teppichkauf habt, stellt mir diese gerne auf Facebook.