Es war November 2013, vor 40 Monaten, als sich mein Leben änderte. Ich sah die Doku “Gift auf unserer Haut” im ZDF und plötzlich brach es über mich herein. Alles, was ich schon so lange im Unterbewusstsein mit mir rum trug, aber gekonnt zur Seite schob und ignorierte. Es war ein Sonntag Nachmittag, als ich die Doku sah und anschließend unter Tränen jedes Kleidungsstück in meinem Schrank akribisch prüfte. Ich stellte fest, dass ich mich jahrelang einfach selbst belogen hatte, jedes mal, wenn ich in einen Fast Fashion Laden ging.
Ich kann mich noch so gut an diesen Tag erinnern, als wäre er gestern gewesen. Seit diesem Tag, habe ich, in meinen kleinen Babyschritten, probiert meinen Konsum nachhaltiger zu gestalten. Im Rahmen der Vero & Selvie Kampagne des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) möchte ich heute, 40 Monate nachdem ich zum ersten mal mit Fair Fashion in Berührung kam, ein kleines Recap niederschreiben. Den Kern der Kampagne machen Selvie, eine indische Näherin, und Vero, eine Stundentin aus Berlin. Vero trägt das T-Shirt, das Selvie genäht hat. Selvie verdient rund 55€ pro Monat als Schneiderin.
Im Rahmen der Kampagne durfte ich ein T-Shirt designen, das fair produziert wurde und mit dessen Code am Etikett man jeden Produktionsschritt online nachverfolgen kann.
Was habe ich nach 40 Monaten Fair Fashion gelernt?
Babyschritte… Sind das Wichtigste. Sich langsam an das Thema herantasten, sich nicht zu viel Druck machen. Man kann den eigenen Kleiderschrank nicht vom einen auf den anderen Tag nachhaltig gestalten, ohne alles wegzuschmeißen (was auch nicht sehr ökologisch wertvoll wäre). Jeder Mensch macht Fehler und niemand ist perfekt! Zwar wurde und werde ich viel kritisiert, wenn ich zwischendurch mal etwas trage, was nicht 100% ethisch korrekt ist, aber man darf sich selbst nicht so einen großen Druck machen. Wenn man weiß, dass man das tut, was man kann, ist schon ein großer Schritt getan. Das reimt sich und alles was sich reimt, ist gut!
Kleidung reparieren und auftragen… Ist dafür die ökologischste Variante. Jede(r) von uns hat Fast Fashion Leichen im Schrank und das ist okay! Solange nichts Neues nachkommt, sollte man Kleidungsstücke auftragen, zur Reparatur bringen, wenn etwas kaputt geht und so lange tragen, bis sie auseinanderfallen. Erst kürzlich habe ich einen Blazer ausgegraben, den ich immer so gerne getragen habe, der mir aber an meinen Oberarmen inzwischen zu eng ist (Yoga sei Dank!). Ich habe ihn zur Schneiderei meines Vetrauens gebracht und für die sehr komplizierte Änderung zwar knapp 40€ bezahlt, habe aber keine neuen Ressourcen verbrauchen oder einen ähnlichen Blazer suchen müssen. Wenn man ein Kleidungsstück umändern lässt, ist es wie ein Neues zu besitzen!
Second Hand… ist die erste Wahl. Immer. Inzwischen probiere ich alles zuerst gebraucht zu finden, bevor ich es mir neu kaufe. Es gibt so viele Seiten im Internet, Second Hand Läden oder Flohmärkte, wo man tolle Sachen findet. Inzwischen kaufe ich auch Fast Fashion gebraucht, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Denn alles, was nicht im Müll landet und nicht neu produziert werden muss, ist Gold wert.
Greenwashing… erkennen. Das ist nicht leicht, vor allem, wenn man am Anfang steht. Die Definition von Greenwashing lautet: ein Unternehmen suggeriert grün/fair zu sein, ist es aber nicht. Einen Blogpost dazu von mir gibt es hier. Wer Tipps für Labels braucht, die es gut machen, kann sich meine Fair Fashion 101 Serie näher ansehen.
Photos by Maximilian Salzer
// In Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung //