Ein Jahr ist der Workshop mit der Whale and Dolphin Conservation zum Thema “Weniger Plastik ist Meer” schon her (das reimt sich und alles was sich reimt ist gut!). Heute, ein Jahr später, habe ich mir ein paar Gedanken zum Thema und was sich seither, auch für mich persönlich, geändert hat.
ZERO WASTE
Schon seit Jahren setzte ich mich mit dem Thema Zero Waste auseinander, so richtig “Klick” machte es aber erst beim Workshop letztes Jahr, wo ich Shia kennenlernte. In den darauffolgenden Monaten bestärkte ich meine Bemühungen, meinen Müll zu reduzieren und schaffte es, ca. 70% zu reduzieren (hier eine kleine Anleitung dazu).
Noch finde ich persönlich es schwer, komplett zero waste zu leben, was zum Einen am fehlenden Angebot und zum Anderen an meiner eigenen Faulheit liegt. Für alle ebenso Interessierten habe ich die Gruppe Zero Waste Vienna gegründet, wo bereits ein reger Austausch stattfindet.
Eine Zahl, die mich dennoch immer wieder schockiert, ist dass 76% des in Deutschland getrunkenen Mineralwassers aus Flaschen aus PET-Plastikflaschen stammt. Gerade in Ländern wie Deutschland oder Österreich können wir uns glücklich schätzen, eine unglaublich gute Leitungswasserqualität zu haben, wieso also nicht einfach Mehrwegflaschen benutzen? Auch im Restaurant bestelle ich Leitungswasser (und biete immer dazu an, dafür zu zahlen, damit es zu keinen Missverständnissen kommt), weil es nicht nur Müll spart (Glas hat übrigens eine schlechtere Öko-Bilanz als Plastik) sondern auch besser schmeckt.
MIKROPLASTIK
Vor wenigen Wochen erhielt ich endlich meinen Guppyfriend, den Waschbeutel, der vorläufig die beste erhältliche Lösung gegen Mikroplastik in der Waschmaschine ist. Der Background: bei jedem Waschgang lösen sich synthetische Fasern, Mikroplastik, von Textilien und gelangen somit in den Wasserkreislauf. Eine Stadt von der Größe Berlins spült jeden Tag eine riesige Menge Mikroplastik ins Abwasser, die etwa 540.000 Plastiktüten entspricht. Bei jedem Waschgang einer 500 Gramm Fleecejacke gelangen zwischen 114.000 und 2.200.000 Plastikfasern ins Abwasser, die in Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können. Von dort gelangt es in Flüsse und letztendlich ins Meer. Waschmaschinen verfügen noch nicht über entsprechende Filter, um die Fasern aufzuhalten, deswegen hat sich Guppyfriend letztes Jahr via Crowdfunding zum Ziel gemacht, einen Waschbeutel zu entwickeln, der dies tut. Natürlich ist Guppyfriend nur eine Übergangslösung, momentan wird fleißig an einem Filter für Waschmaschinen gearbeitet. Der Beutel ist bei mir bereits rege in Verwendung, wer ihn nachbestellen möchte, muss einfach an die E-Mail Adresse auf der Guppyfriend Website schreiben.
Weiters achte ich seit dem Workshop extrem streng darauf, ob in meinen Kosmetikprodukten Mikroplastik enthalten ist. Ende letzten Jahres stieß ich nämlich auf eine Studie der Verbraucherplattform Codecheck, die 103.000 Kosmetikprodukte im Vergleich der Jahre 2014 und 2016, verglich. Nach wie vor enthält mehr als jedes dritte Gesichts- und jedes zehnte Körperpeeling Polyethylen (Mikroplastik). In jedem vierten Duschgel und jedem zehnten Make-Up stecken die kleinen Plastikfasern ebenso drin. Die Untersuchung zeigt: die freiweillige Selbstverpflichtung (welche 2013 von vielen Unternehmen eingegangen wurde) der Industrie ist de facto wirkungslos, die meisten Hersteller nehmen ihre enorme Verantwortung nicht ernst. Mikroplastik ist gefährlich, weil es über das Abwasser in unsere Ökosysteme gelangt, es endet dann nicht nur in den Mägen von vielen Tieren, verursacht physiologische Störungen und Tumorbildung, sondern gelingt über die Nahrungskette auch in den menschlichen Organismus. Mikroplastik bindet außerdem Schadstoffe, die somit ebenso in Meeresorganismen und zum Menschen gelangen. Eine App, die hilft Mikroplastik auf die Schliche zu kommen ist Beat The Microbead.
DIE MEERE
Bei der Kampagne rund um “Weniger Plastik ist Meer” geht es in erster Linie um den Impact, den unser Plastikkonsum auf die Weltmeere hat. Anfang 2017 strandete (wieder mal) ein Cuvier-Schnabelwal an der norwegischen Küste. Seine Obduktion ergab: 30 Plastiktüten, mehrere Plastikteile und unter anderem Bonbon-Plastikhüllen füllten den Magen des ausgehungerten Tieres. Solche Bilder machen mich unfassbar traurig, vor allem weil die wenigsten Menschen, die nicht am Meer leben, wissen, dass auch ihr Müll oft im Meer landet. Vor allem die Tatsache, dass man von mehr Plastik als Fische im Meer bis zum Jahr 2050 ausgeht, lässt mich immer wieder sprachlos. Henderson Island ist eine unbewohnte Insel im Süd Pazifik, auf der ForscherInnen 37,7 Millionen Plastikstücke entdeckten. Wenn man bedenkt wie paradiesisch diese Insel sein könnte, würden Menschen einfach ein bisschen bewusster leben und agieren.
Tipps zur Müllvermeidung in der Stadt gab es kürzlich in diesem Beitrag. Außerdem könnt ihr helfen, indem ihr indem ihr Whale and Dolphin Conservation unterstützt!
Noch bis 6. Juni 2017 gibt es ein Gewinnspiel auf der Seite von WDC im Rahmen der “Weniger Plastik ist Meer” Kampagne. Viel Glück!
// In Kooperation mit whales.org //