Painting by Oliver Jeffers

ich wäre gerne die freundin, die in zerfetzten boyfriend jeans und weißem shirt, ohne make-up, mit locker lässig hochgebundenem haar im café neben ihrem freund sitzt, dabei so natürlich und selbstsicher aussieht. wie gerne wäre ich dieses mädchen, das sich schön findet, unabhängig von outfit und make-up, eine junge frau, die sich nicht verbiegen lässt. ach wie gerne wäre ich die. dieses mädchen, ja genau die, der macht es nichts wenn der nagellack abbröckelt, die socken nicht zu den schuhen passen. ein stück kuchen am abend, auch um mitternacht, sie isst es mit genuss, selbstgeißelung durch hungerkuren sind nicht die selbstdisziplin die sie lebt. sie, dieses mädchen, sieht das alles ganz gelassen, sie ist keine prinzessin auf der erbse. wie schön wäre es, diese frau zu sein, die der anderen hübschen frau am event keine neidischen blicke zuwirft, sondern lächelnd ein glas wein trinkt. gehässiges getratsche, flüsterndes geläster, heimliches höhnen – sie kennt es nicht. sie gewährt diesen gefühlen keinen platz, sie schenkt ihre gefühle lieber den positiven dingen (oder dem glas wein in ihrer hand!). sie ist erfolgreich, stark und selbstbewusst ohne über leichen gehen zu müssen. wie gerne wäre ich dieses mädchen, das nicht im konjunktiv lebt, sich nicht blindlings dem frust hingibt, sondern in ihrem leben nicht den mangel, sondern das privileg sieht. diese junge frau genießt luxus, dessen absenz aber keine empörung hervorruft. sie liebt die natur, die luft die sie atmet und sich selbst. sie ist kein trophäenweibchen, ihre trophäen sind die schönen nuancen des lebens, die sich zwischen die grauen schattierungen schleichen. sie strahlt harmonie, schönheit aus, sie ist spirituell nicht aus doktrin, sondern aus intuition. gesprächspartner muss sie nicht mit argumenten überzeugen, ironie ist ihre rhetorik. sie weiß, dass lachen die beste medizin ist. am meisten lachen über sich selbst.

wir alle sind dieses mädchen. wir müssen es nur zulassen.

am besten sofort.