Ich sitze hier auf der Terrasse der Lionsrock Lodge (auf der man übrigens auch ganz normal Urlaub machen kann), blicke in die Weite und lasse die vergangenen Tage Revue passieren. Noch habe ich das Alles nicht wirklich verarbeitet und werde vermutlich auch noch etwas länger dafür brauchen. Aber erstmal alles von vorn:

Im letzten Bericht habt ihr ja bereits mitbekommen, dass ich beim Transfer von 6 Tigern von Holland nach Südafrika dabei bin. In Felida war ich dabei wie die Tiger narkotisiert wurden und dufte einen Tiger sogar mittragen. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt war es das beeindruckendste Erlebnis meines ganzen Lebens. Übrigens dürfte ich am ersten Tag auch beim Vet-Check eines Tigers dabei sein, was ziemlich cool war.

Das Geschirr um meine Brust auf den Fotos ist übrigens kein neuester Fashiontrend sondern eine GoPro mit der ich einiges mitdokumentiert habe. Ein großes FMA wird es dann nächste Woche auf meinem Youtube Kanal geben!

Vorgestern ging es dann von der Vier Pfoten Großkatzenstation Felida auf nach Johannesburg via Paris. Nicht nur bin ich zum ersten mal mit einem Airbus A380 geflogen, ich hatte noch dazu niemanden neben mir was für einen 1,60m Zwerg wie mich so viel wie “ich hab ein ganzes Bett” bedeutet. Die Tiger wurden mit einem Carrgoflugzeug nach Johannesburg gebracht. Übrigens war es sehr wichtig dass die Tiere für den Flug wach und nicht mehr narkotisiert sind, da die Regulierung der Atmung und Druckausgleich beim Fliegen essentiell ist.

Gestern Früh wurden wir (europäische MitarbeiterInnen der Vier Pfoten und Presse) dann vom Flughafen abgeholt und machten uns auf den Weg zum Cargobereich um beim Verladen der Tiger dabei zu sein. Vier Stunden später waren wir dann endlich im Big Cat Sanctuary Lionsrock (das ich mir nie so wunderschön erträumt hätte).

Aus medizinischen Gründen wurden dann gestern Abend unter Ausschluss der Presse bereits zwei der Tiger freigelassen. Diese zwei besonders erschöpften Tiger sollten in einer absolut stressfreien Situation aus ihren Käfigen gelassen werden. Heute Morgen war ich dann aber beim Freilassen der vier restlichen Tiger dabei und es war einfach atemberaubend. Es war eine wirklich berührender Moment zu sehen, dass die zwei Tigereltern und die vier Kinder nach all den Qualen die sie im Leben ertragen mussten jetzt so einen schönen Neuanfang haben können. Noch beeindruckender war aber das Engagement der Vier Pfoten MitarbeiterInnen. Sogar Vier Pfoten Gründer Heli Dungler war bei jedem Handgriff dabei.

Zwar wurden die Tiger noch nicht in ihre riesigen 1 Hektar großen Areale entlassen aber werden sich jetzt für die kommenden Tage in kleineren Adaptionsgehegen an die neue Situation gewöhnen. Das ist zwingend notwendig, da diese Tiere ihr ganzes Leben lang in Gefangenschaft gelebt haben und mit einem 1 Hektar großen Areal nach einer so langen Flugreise einfach überfordert wären. Außerdem will man auf potenzielle Verhaltensänderungen schnellstmöglich reagieren können, was nur in übersichtlichen Gehegen geht.

Es war unheimlich beeindruckend zu sehen wie unterschiedlich die Tiere auf die Situation reagierten. Manche trauten sich minutenlang nicht aus dem Käfig und verharrten wo sie waren, zitterten als sie zum ersten mal in ihrem Leben Gras unter den Pfoten spürten, andere kamen schnurstracks heraus und wirkten selbstbewusster. Nichts desto trotz sind Tiger sehr sensible Wesen, die man nicht unterschätzen darf.

Heute durfte ich dann nach dem Release bei einer Game Tour dabei sein (Game bezeichnet das Rudel oder die Gruppe von Tieren), wo ich einen Löwen aus unmittelbarer Nähe und die Löwenfütterung sehen durfte. Es ist zwar relativ kalt hier, nichts desto trotz genieße ich jede Sekunde und hoffe dass die kurzen 3 Tage die ich hier noch habe nicht allzu schnell vergehen werden.

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