ICH MUSS DIR ETWAS SAGEN.

refugeeswelcomedariadaria_In Traiskirchen sind momentan über 4.500 Flüchtlinge untergebracht, ein Großteil davon unbegleitete Minderjährige. Traiskirchen wird nicht wie man glaubt von einer NGO oder Sozialinstitution betrieben sondern von einem Privatunternehmen namens ORS. Ein Blick auf die Seite lässt einen vermuten dass es sich hier um eine tolle, soziale Firma handelt. Die Realität in Traiskirchen: menschenunwürdige Zustände. 2 Ärzte und 2 Psychologinnen für 4000 Menschen. Den ganzen Tag keinerlei Aktivität, Schmutz und Dreck, Frauen die keine eigenen Duschen haben, sich gegenseitig beim Duschen bewachen müssen, Kinder die husten und sich übergeben. Würde man es nicht wissen würde man glauben man wäre in einem Entwicklungsland. Dass ORS keine soziale Einrichtung sondern eine gewinnorientierte Firma ist wissen bereits alle.

Auf der Ortstafel “Traiskirchen” hat jemand “refugees welcome” dazugekritzelt, ein anderer hab dazwischen noch ein “not” reingeschummelt. Das ist der Tenor der dort herrscht und selbst wenn ich bis zu einem gewissen Grad verstehen kann wie schwer es sein muss dort zu leben: die Flüchtlinge können am wenigsten dafür. Als wir gestern Decken am begrünten Fußweg ausbreiten und mit syrischen und afghanischen Männern Schwarztee trinken und Datteln essen fährt ein Auto mit Badner Kennzeichen und hoher Geschwindigkeit nah ran, hupt wie wild obwohl wir nicht mal ansatzweise seinen Parkplatz blockieren. Er packt pedant nah, obwohl die Straße komplett leer ist. Er steigt aus, wirft uns einen hasserfüllten Blick zu und knallt die Autotür zu. Die Flücthlinge lächeln mild, sie sind es gewohnt.

Ich hingegen bin stinksauer. Stinksauer darüber wie ignorant, herzlos und egozentrisch Menschen sein können. Wie es ein Leser auf meiner Facebook Seite treffend gesagt hat: “Wer nie aus einem Kriegsgebiet flüchten mußte, wer nie mitansehen mußte wie engste Familienmitglieder eines gewaltsamen Todes sterben, wer nie Hunger und Durst verspürt hat, wer nie sein Dach über dem Kopf verloren hat, wer nie auf die Hilfe anderer angewiesen war und wer nie in einem fremden Land um Asyl angesucht hat, der hat auch keine Berechtigung sich über solche Menschen und Zustände in abfälliger und menschlich unverständlicher Form zu äußern und täte eher gut daran, sich mal in deren Situation einzufühlen.”

Ich habe viel darüber nachgedacht, darüber wie wir in unseren gepolsterten Blasen und Elfenbeintürmchen leben und völlig vergessen haben dass Solidarität eine der Grundpfeiler unserer Existenz ist. Auch wenn wir uns nicht kennen, auch wenn wir einander fremd sind, egal ob schwarz, weiß, gelb, blau, grün, lila – wir sind alle Menschen und MÜSSEN uns gegenseitig unterstützen. Denn spätestens wenn wir uns in purer Verzweiflung wiederfinden werden wir uns auf nichts anderes verlassen können als Menschlichkeit, Akzeptanz und die gute, alte Solidarität.

Informationen wie du helfen kannst gibt es hier, bei SOS Mitmensch oder auf der Seite der Caritas.

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