Im heutigen Blog Post vom Presse Schaufenster äußert sich Autor Daniel Kalt über die jüngsten Ereignisse im Falle der Essena O’Neill, und spricht zwischen den Zeilen meinen Selbstversuch “#truthfullydariadaria” an, bezeichnet diesen auf seinem Instagram Account als total lächerlich. Hier ist meine Antwort darauf.
Essenas neue Plattform “Let’s Be Game Changers” wird in dem Post als Plattform mit nicht klar erkennbarem Ziel diskreditiert (#bitchslap). Eine Plattform die sozialkritische Themen wie Gleichberechtigung, ethisch korrekte Mode oder umweltrelevante Themen aufgreift und versucht diese altersgerecht an eine sehr junge Zielgruppe zu vermitteln, scheint also für den Blog einer Breitband-Tageszeitung, die Ressorts wie Politik, Chronik, Wirtschaft und Kultur abdeckt, nicht “klar definiert” (#lol).
Denn hier ist es wieder: das gute, alte Etikett. Das Etikett das BlogerInnen tragen und das sich manifestiert, sobald sie sich trauen über Themen zu schreiben, die ihnen niemand zutraut. Es ist der erhobene Finger und das Stigma, das Millennials gegenüber geschürt wird. Gleichzeitig ist diese Diskreditierung der Generation Y aber auch selbsterklärend der Grund, weswegen österreichische Tageszeitungen junge Menschen kaum mehr erreichen, die Jungen klassische Medien nicht mehr konsumieren. Ja, ich gehöre dem Zeitalter der Millennials an und nein, ich möchte bitte nicht vom “Presse Schaufenster” stereotypisiert werden. #thanksbutnothanks
Ich kenne es selbst nur zu gut in eine Schublade gesteckt zu werden (#bloggergirl), denn die weibliche Generation “web-affin” soll bei dem bleiben was sie kann: ihre hübschen Taschen, Körper und Mittagessen fotografieren. #totesamaze. Als ich anfing mich mit der Konstitution Textilindustrie oder dem Schicksal geflüchteter Menschen auseinander zu setzen (#omg #seriously) bekam ich diese Schublade ausgesprochen stark zu spüren. “Modetussi wird zur Flüchtlingsheldin” gab es da in einer Zeitung zu lesen. “Bleib doch lieber bei deinen Klamotten” schrieb ein Leser.
U30, weiblich, Bloggerin: es ist keine Identität, sondern eine Diagnose. Eine Diagnose die einem suggeriert, dass jeder Versuch die eigene Generation und deren Verhaltensmuster zu hinterfragen, ein kläglicher Schrei nach Aufmerksamkeit, mehr Likes, Comments und mehr Selbstbeweihräucherung sei. Ehrliche Intention und Interesse? Geh bitte. Bleiben wir lieben bei den Stereotypen. #millennialsareSOnarcissistic
Als Millennial kann man sich in keiner Grauzone bewegen, bloß schwarz oder weiß, pro oder contra sein. Scheiß auf Instagram oder verliere dich in der konstruierten Welt. Aufrufe wie #truthfullydariadaria, die ein kurzes Zurücktreten und sachlicheres Betrachten der Inhalte nahelegen, werden im Post mit gefakten Nude-Looks verglichen. Auf gut Deutsch: auch die Realität ist, wenn auf Instagram in einem Selbstversuch umgesetzt, keine Realität. Da haben wir es also: das gröbliche Vereinfachen, das Nicht-Differenzieren, das Etikett. Denn Millennials können Instagram nicht reflektiert bedienen #duh. Letztendlich ist es das Nicht-Verstehen der Sprache, derer wir uns bedienen und die Tatsache dass ich, und viele andere Menschen meiner Generation, die digitale Welt als Teil meiner Identität personifiziere.
Ohne schulmeistern zu wollen: ein bisschen Sozialwissenschaft ist an dieser Stelle ganz heilsam, zum Beispiel könnte man bei Ortfried Schäffter kurz nachlesen, wie das so ist, mit dem Fremdverstehen. Denn wenn ein knapp 40-jähriger Printjournalist mit erhobenem Finger über eine Bewegung urteilt, die ihm fremd ist, fallen mir sofort Schäffters Modi des Fremdverstehens ein, welche verschiedene Verhaltensmuster skizzieren, die bei Kontakt und Umgang mit Fremdheit entstehen. Generation X trifft auf Generation Y und versteht es nicht. Warum? Weil es die unübersehbare Erfahrung ist, dass sich wirklich Fremdartiges auch bei bestem Willen nicht verstehen lässt und dass die interne Verarbeitungsfähigkeit in Konfrontation mit immer zahlreicheren komplexen Außenbereichen schnell überfordert wird. Ab einem gewissen Punkt wird mit „Nicht-Verstehbarkeit“ geantwortet. Oder mit Stereotypen. #jackpot
Ist der Autor vielleicht also Sinnbild für unsere Großelterngeneration? Die damaligen Eltern der 68er Bewegung, mit ihrem Konformismus und ihrer Fortschrittsgläubigkeit, die sich dafür schämten, dass ihre Kinder protestieren gingen. Sinnbild für den Konservativen, den Nörgler, der soziale Medien und deren Meinungsbildner belächelt und darauf beharrt, dass der Generationenkonflikt nicht an Wahrnehmung, sondern vermeintlicher Realität liegt.
Oder ist es der Neid, dass erfolgreiche Menschen der Generation Y kein klassisches Studium und keine klassische Karriere gewählt haben. Dass man davon ausgeht, dass unser Erfolg uns in den Schoß gefallen sei und wir nie hart für irgendwas gearbeitet haben. Nicht umsonst würde man im Zusammenhang mit meiner Generation immer ausdrücklich betonen, dass jemand wie ich “ohne viel Aufwand” sehr früh zu “Geld und Ruhm” gekommen ist. Gott verbiete dass mir mein Job obendrein auch noch unheimlich viel Spaß macht! #sounfair #früherwarallesanders
Offline Revolutionen gibt es nicht mehr. Es ist die digitale Generation, die sich das was sie am Besten kann, zur Hilfe holt. Wir schaffen es durch Online-Vernetzung und Social Media eine Dynamik zu realisieren, die popkulturelle Züge annimmt. Und zu diesen popkulturellen Zügen gehören nun mal Hashtags. Es ist unsere Art zu sprechen, wie wir uns ausdrücken. Bestes Beispiel dafür: der arabische Frühling. Neue Medien als Mittel zur Selbstbemächtigung, als Mittel zum gewaltlosen Widerstand.
Dass nicht jeder, schon gar nicht jemand der Essenas Vater sein könnte, diese Sprache spricht, ist nicht weiters schlimm. Schlimm wird es, wenn die Dynamik und Macht unserer Generation unter dem Deckmantel flauer Klischees banalisiert wird.
PS: Sorry für die Rechtschreib- und Grammatikfehler. Das haben wir Millennials nicht so drauf! #zwinker
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