Nach unserem kleinen Drama in Berlin war es für mich endgültig und nach vielen Monaten der Überlegung klar: ich möchte, so gut es geht, nur noch mit Handgepäck verreisen. Ich habe im letzten Jahr immer mehr Menschen getroffen, Minimalisten und Nicht-Minimalisten, die ihre Leidenschaft im Reisen mit Handgepäck gefunden haben. Für mich findet die große Generalprobe im April statt, wo ich 14 Tage Island und Färöer Inseln mit Handgepäck bezwingen möchte. Challenge accepted, sozusagen.
Denn reisen mit Handgepäck ist nicht nur extrem befreiend, erleichternd, kostenschonend, ressourcenschonend, zeitsparend, sondern erspart uns einfach jede Menge Stress. Nachdem ich mich also die letzten Monate und Wochen intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, habe ich euch in diesem ersten Post einige Tipps zusammengefasst, die mir und euch helfen (könnten).
1. All-In-One Produkte
Früher hatt mein Beauty Case oft exorbitante Größen angenommen. Nicht nur, hatte ich eine Lidschattenpalette, 4 Pinsel und bis zu 3 Lippenstiften dabei, sondern auch zig Tuben von Handwaschmittel bis hin zu Shampoo, Conditioner, Haaröl. Doch: All-In-One Produkte sind die Lösung. Das wohl beste Produkt dieser Kategorie, über das ich gestolpert bin, sind die Dr. Bronner’s Liquid Castile Soaps. Diese gibt es in fester oder flüssiger Form (auch in der 59ml handgepäckstauglichen Reisegröße), wobei letztere etwas einfach in der Handhabung sind. Wieso diese Seife gut für Handgepäcksreisende ist? Man kann sie für nahezu alles verwenden. Gesicht, Körper, Pinsel, Haare, Wäsche, Geschirr, Zähne waschen? Alles möglich. Auf dieser Seite findet ihr die Verdünnungs-Anleitung.
All-In-One Produkte müssen aber nicht auf Beauty beschränkt sein. So könnte man zB. ein Frisbee als Teller, Schneidebrett, Flaschenöffner, Fächer, trockene Sitzunterlage oder Hilfe um soziale Kontakte zu knüpfen sein!
2. Das richtige Gepäckstück
Die Wahl des richtigen Rucksackes/Trolleys ist ein entscheidender Gesichtspunkt. Vor allem das Leergewicht des Gepäckstückes und die Funktionalität sind ausschlaggebend. So sind zB. Frontloader Rücksäcke im Alltag wesentlich praktischer, da man sie, im Gegensatz zu einem Toploader Rucksack, wie einen normalen Koffer praktisch packen kann. Ich persönliche liebe meinen Patagonia Black Hole Duffel 60L. Theoretisch ist die Tasche um einiges größer als die zulässige Handgepäcksgröße, wenn sie aber nicht prall vollgefüllt ist, geht sie trotzdem locker durch und passt unter den Sitz bzw. ins Gepäckfach über dem Sitz. Außerdem kann man den Duffel sowohl als Tasche, als auch als Rucksack umschnallen. Für längere Fußmärsche empfehle ich dann aber doch einen “richtigen” Rucksack, der sich dem Rücken ergonomisch anpasst. Ich habe die Tasche in einer Khaki Farbe und liebe sie über alles!
Sehr beliebt unter Handgepäcksreisenden sind unter anderem der Osprey Farpoint 40, der Osprey Porter 46, Tortuga Travel Backpack und der Minaal Carry-On Bag.
3. Die Packmethode
Falten, rollen, flach auslegen oder gar vakuumisieren? Ich habe wirklich schon viel ausprobiert und muss sagen, dass für mich die KonMari Methode die Beste ist. Mit gerollter Kleidung bekommt man vermutlich nochmal etwas mehr Platz raus, ich finde es dauert aber länger und ist umständlicher, wenn man oft Unterkunft wechselt bzw. Koffer ein- und auspacken muss. Außerdem hat sich für mich die Verwendung von Packing-Cubes als sehr nützlich herausgestellt (ich verwende diese hier), wobei viele Leute auch auf Kompressionstüten schwören.
Die Playlist mit folgenden Videos zeigt einige hilfreiche Packvideos:
4. Mentale Stärke
Was ich festgestellt habe, ist dass beim Reisen die Psyche sehr viel mitspielt. Wir alle wissen, dass wir meist zu viel dabei haben und nicht alles anziehen, lassen uns aber doch immer wieder von unseren “was wenn…”-Gedanken verleiten. Alle Stücke, die in die Kategorie “könnte ich vielleicht brauchen” fallen, sollte man kategorisch Zuhause lassen. Im alleräußersten Notfall muss man sich das Stück anmieten/ausborgen/kaufen.
5. Das 80/20 Prinzip
Das Prinzip habe ich mir bei Conni abgeschaut und es ist ein wahrer Life-Saver. “Nimm 20% der Ausrüstung mit, die 80% der Situationen unterwegs abdecken”. Denn ein Fehler, den ich früher oft gemacht habe, war Dinge mitzunehmen, die ich den Großteil der Zeit gar nicht brauchte. So nehme ich zB. auf Urlaube, wo ich mich eher in der Natur aufhalte, gar keine Handtasche mit.
6. Fancy Gadgets
Als ich 2010 über 2 Monate mit dem Rucksack durch Asien gereist bin, hatte ich von Sommerschlafsack, Reisehandtuch bis hin zur Stirnlampe über Trekking Sandalen alles mit. Mit nur 12kg am Rücken war ich bestens ausgestattet für 8 Wochen Abenteuer. Mein Fazit? 6kg hätten auch gereicht. So gut wie jede Unterkunft hatte Handtücher und wenn nicht konnte man sie anmieten, mit einer Stirnlampe hätte man mich sogar auf meiner Dschungeltour in Laos ausgelacht und die Trekking Sandalen fand ich schon beim Einpacken nerdy, ergo: ich habe sie nie angezogen. Dieser Punkt ist für jeden anders und muss individuell austariert werden. Ich persönlich nehme statt einem Kindle ein Buch mit, das ich auf der Reise in einem Buchcafé tausche oder spende, wohingegen für andere der Kindle DAS Gadget schlechthin ist. Lasst euch nicht von diversen Marketingstrategien verleiten, sondern hört auf euch und eure Bedürfnisse: wie realistisch ist es, dass ihr euch mit einer Stirnlampe sexy fühlt?
7. Die Klassiker
Zu guter Letzt noch die Klassiker zusammengefasst. Folgende Tipps kennen die meisten von euch vermutlich schon, trotzdem gehören sie zu den goldenen Regeln.
- Nimm nur gut miteinander kombinierbare Teile mit
- Im Notfall: der Duty-Free Trick. Bei den meisten Airlines zählt eine Duty-Free Tasche nicht als Gepäckstück, was einem im Notfall mehr Stauraum gibt
- Der No-Brainer schlechthin: wähle Kleidungsstücke mit leichten Stoffen und kleinem Packmaß
- Zieh die klobigsten/schwersten Kleidungsstücke zum Flug an
Was sind eure ultimativen Tipps und Tricks beim leichten Reisen?
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