“NEIN” IST EIN VOLLSTÄNDIGER SATZ.

dariadarianeinsagen“Nein” ist ein kompletter Satz, er braucht weder Erklärung, noch Rechtfertigung. Schlecht bloß, wenn man am Helfersyndrom leidet oder in die Gefälligkeitsfalle tappt. Oder wenn man everybodies darling sein möchte. Oder, oder, oder…

Wenn einen andere immer wieder um Gefallen bitten, die man gar nicht tun will. Wenn man von Arbeitskollegen darum gebeten wird, dessen Arbeit zu übernehmen. Wenn man von einem Verkäufer in die Ecke gedrängt wird und etwas kauft, was man gar nicht kaufen möchte. Wenn einem die Familie Druck macht, weil es eben Familie ist. Wenn sich ein guter Freund wieder einmal Geld ausborgen möchte und man weiß, dass man es nie zurück bekommt.

Wie auch in meinem letzten Post zum Thema Selbstliebe, reisen wir zurück in die Kindheit. Wo wir “Nein” immer mit Kritik und Tadel kennengelernt haben. Denn ein artiges Kind, das trotzt nicht, das schreit nie “Nein!”. Ich habe als Kind oft vorgeworfen bekommen, ich sei zu trotzig. Zu dickköpfig. Zu schwierig. Worin das resultiert? Man möchte everybodies darling sein. Man wird gelobt, wenn man brav und gehorsam ist, wenn man immer schön “Ja” sagt. “Nein” sagen ist schwer, sehr schwer sogar. Wer oft “Nein” sagt, wird im Erwachsenenalter als Egoist, als asozial abgestempelt.

Wir sagen “ja”, weil es sich leicht, locker-flockig und positiv anhört. Das “Jetzt-Ich”, denkt, dass das “Zukunft-Ich” locker Zeit für alles hat, irgendwie wird es schon klappen. Doch das Zukunts-Ich wird zum Jetzt-Ich und muss dann den Preis dafür zahlen, dass das Vergangenheits-Ich wieder mal viel zu optimistisch war. Wir beladen uns mit einer Flut an Gefallen, an Verpflichtungen und am Ende des Tages sind wir einfach nur gestresst. Wir fühlen uns überfordert und haben das Gefühl, das wir selbst immer an letzter Stelle stehen.

Ich kenne es zu gut aus meinem Arbeitsalltag: ich bekomme zig Mails und Facebook Nachrichten täglich. Vorrangig von Menschen, die nicht meine Freunde sind, die ich nicht kenne, die mich aber um Gefallen bitten. Viele davon sind höflich, zurückhaltend und akzeptieren ein “nein”. Viele aber sind aufdringlich, wollen mich in eine Ecke drängen, akzeptieren kein “nein”. Sie bombardieren mich mit Follow-Up Nachrichten, reden mir oft ein schlechtes Gewissen ein. Weil sie ein “ja” wollen – um jeden Preis.

Wir sagen viel zu selten “nein”, weil wir andere nicht vor den Kopf stoßen wollen, weil wir uns Anerkennung und Wertschätzung erhoffen, weil wir Angst haben, andere zu verletzen, und vor allem, weil wir es immer allen recht machen und gefallen wollen. Es ist auch super bequem, immer “ja” zu sagen, denn wir werden von allen gemocht, werden als selbstlose Helden angesehen, wir können uns jeden Tag einreden, dass wir ein guter Mensch sind, weil wir es jedem und allen Recht machen. Wir gehen Streitereien/Diskussionen aus dem Weg und drücken uns vor dem Schulgefühl, das an uns nagt, wenn wir uns mal trauen “nein” zu sagen.

Und unsere Selbstachtung? Die bleibt auf der Strecke. Denn anscheinend sind wir nicht davon überzeugt, dass wir auch, wenn wir mal “nein” sagen, immer noch liebenswert und in Ordnung sind. Die Angst vor Zurückweisung und Ablehnung kann so groß sein, dass wir zum feigen Ja-sager werden, der eigentlich nur vor einem wegläuft: dem eigenen Glück. Denn wenn wir uns ständig für andere opfern, wo bleiben wir? Wie immer sind wir beim inneren Dialog, der uns kleiner macht, als wir eigentlich sind.

Wir haben das Recht “nein” zu sagen, wenn es uns in den Kram passt. Wir dürfen egoistisch sein und wir müssen unsere Ablehnung nicht erklären und uns erst recht nicht dafür entschuldigen. Natürlich können wir den Menschen, die uns nahe stehen, sanft und höflich erklären, wieso uns ein “nein” jetzt wichtig ist. Es muss kein hartes “nein” sein, darf es aber auch mal. Ein “nein” beginnt beim nämlich Arbeitskollegen, der uns zum x-ten mal um einen Gefallen bittet und endet aber auch bei Themen wie sexueller Belästigung.

Was passiert, wenn wir anfangen “nein” zu sagen? Wir sagen in Wirklichkeit “ja”! Wir sagen “nein” zu Dingen die wir nicht tun möchten, auf die wir keine Lust haben, die wir hassen, die uns nicht glücklich machen, für die wir keine Zeit haben, um “ja” zu sagen, zu den Dingen, die uns wirklich was bedeuten. Wir schaffen Raum zum Atmen, wir schaffen Raum um unser Leben mit den Dingen zu füllen, die wirklich wichtig sind.

Wir müssen jeden Tag üben, dass ein “Nein” nicht mit Schuldgefühlen verbunden sein muss, sondern dass es bedeutet, dass wir endlich anfangen unser Glück selbst in die Hand zu nehmen. Vielleicht habt ihr also Lust, jetzt am Wochenanfang, euch der neuen Challenge zu widmen: öfter nein zu sagen.

  • When you say yes to something you don’t enjoy, you’re saying no to things that you love
  • When you say yes to a job you don’t love, you’re saying no to your dreams
  • When you say yes to someone you don’t like, you’re saying no to a fulfilling relationship
  • When you say yes to working overtime, you say no to your social life

Challenge accepted? 😉

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