Ende September hatten mein Freund und ich unseren 4. Jahrestag, zu dem wir uns immer lustige/schöne Aktivitäten ausdenken. Nach einem tollen Dinner im Harvest am Vorabend (liebster Service dort!) und einem Frühstück im Erich (veganes Frühstück = heaven), fuhren wir am Morgen unseres Jahrestags ins Minischweineasyl. Was sich zuerst nach einem süßen Scherz anhört, ist tatsächlich ein Refugium für Minischweine. Unsere Intention war es aber nicht nur, mit Schweinen abzuhängen (wobei das auch ziemlich cool war), sondern mehr über das Minischwein als Haustier und die Folgen dieses Trends herauszufinden.

Auf Instagram wimmelt es seit wenigen Jahren nur so vor Minischweinen, ein Blick auf den Hashtag macht aber schnell klar: hier werden Babyschweine als ausgewachsene “Minipigs” verkauft. Es ist eine große Lüge und vor allem ein gutes Businesskonzept, das sich hinter dem Minischweintrend verbirgt. Laut Definition fallen Minischweine in die Kategorie der Schweine mit unter 120 kg Körpergewicht, im Minischweineasyl erfuhren wir, dass die Minischweine, die hierzulande verkauft werden,  in der Regel 70 kg haben, wenn sie ausgewachsen sind. Die Methoden der Züchter sind einfach: sie zeigen ein 6 Monate altes Schwein und versichern, dass es sich um ein voll ausgewachsenes Minischwein handle. Die frisch gebackenen BesitzerInnen freuen sich über ihr neues, süßes Haustier, nehmen es in ihre Wohnung oder bestenfalls Garten mit, im Handumdrehen hat das Tier seine 70 kg erreicht und die Überforderung tritt ein. Ein gutes Beispiel dafür ist Esther The Wonderpig, die als Minischwein verkauft und sich als 250 kg Sau herausgestellt hat.

Ein Großteil der Minischweine, die gekauft werden, landen dann an Zufluchtsorten wie dem Minischweineasyl, wo sich Thomas und seine Frau Wiltrud um insgesamt 16 Minischweine kümmern. Es sind lauter Notfälle aus Wohnungshaltung oder Tiere, die vor dem Schlachten gerettet werden konnten. Die Beiden haben zwar auch herkömmliche, große Mangalica-Schweine, die geschlachtet werden, im Gespräch mit Thomas wurde mir aber sofort klar, dass ihm das Wohl und ein stressbefreiter Schlachtvorgang, auch wenn dieser mehr Geld kostet und langsamer ist, sehr am Herzen liegt. Die Minischweine dürfen auf dem Hof bis an ihr Lebensende in Frieden leben.

Tea cup pig, micro pig oder wie sie sonst noch heißen gibt es de facto für den Endverbraucher nicht. Was es gibt: sehr kleine Schweine, auch micro pigs genannt, die in Tierversuchen eingesetzt werden. Man züchtete diese Tiere, um eine “handlichere” Version des Schweins für Versuche zu haben. Bis heute verbringen diese Tiere ihr Lebens aber in Labors. Was aber oft als Microschwein verkauft wird, ist am Ende des Tages ein herkömmliches Minischwein, mit einem Gewicht bis zu 120 kg. Was auch vorenthalten wird: Schweine werden, wenn alleine gehalten, oft aggressiv, weil sie schlichtweg Gesellschaft von anderen Schweinen brauchen.

Klar, Schweine sind süß und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit einem Schwein zusammen zu leben (wobei Mala auch nah ran kommt, das kleine Ferkel), aber lasst uns die Schweine dort belassen, wo sie hingehören: in den Händen von Menschen, die wissen wie man artgerecht mit ihnen umgeht und sie hält. Was ihr tun könnt? Das Thema und Wissen dazu verbreiten (vor allem auf den Sozialen Medien!), damit nicht noch mehr Schweine in Auffangstationen enden müssen, denn diese sind ohnehin schon überfüllt und haben meist nicht die finanziellen Mittel, um noch mehr Tiere aufzunehmen.

Einen sehr interessanten Artikel zu dem Thema findet ihr übrigens auch bei National Geographic oder dem Modern Farmer.