Es gibt fünf Länder, in denen mehr Rinder, als Menschen leben. Neben Uruguay, Neu Seeland, Argentinien und Australien ist eines davon Brasilien. Das Land ist Heimat des größten Fleischproduzenten der Welt, der in der Nähe von Sao Paulo täglich acht Millionen Hühner, 49.000 Schweine und 85.000 Rinder schlachtet.
219,093,000 Rinder leben in Brasilien, das sind 22% aller Rinder, die auf der Welt ihr Dasein fristen (Quelle). Brasilien ist ein großes Land, doch Viehzucht braucht Platz. Noch mehr Platz braucht der Anbau des Futters für diese Tiere. Der Großteil der gerodeten Flächen in Brasilien wird für Rinderweiden und Anbauflächen für Soja als Futtermittel abgeholzt. In sehr vielen Fällen ist es der Regenwald, der weichen muss.
Wir alle essen Soja, am meisten, wenn wir FleischesserInnen sind (61 kg Soja pro Kopf pro Jahr in Europa). Denn ein großer Teil des Sojas, das in Südamerika angebaut wird, wird in die Welt exportiert. Über 80% des nach Deutschland exportierten Sojas stammt aus Südamerika (Quelle), genau genommen sind es 4,5 Mio. Tonnen Sojaschrot, der an Tiere in Deutschland verfüttert wird. Denn in Deutschland, wie auch im Rest Europas, hätten wir gar nicht genug Ackerland, um das benötigte Futter für alle die Tiere, die wir essen wollen, anzubauen. Die Konsequenz: Tonnen Amazonas-Soja, das als Kraftfutter für unsere heimischen Tiere eingesetzt wird. Man geht davon aus, dass nur 2% des Sojas für Sojamilch, Tofu oder ähnliche Produkte genutzt wird (der wächst aber meistens auf europäischen Äckern – Quelle).
Neben Soja wird auch Palmöl in Brasilien vermehrt zum Problem. Noch ist Kolumbien das am stärksten betroffene Land, dort wurde allein im Jahr 2015 mehr als eine Million Tonnen Palmöl produziert. Von 2002 bis 2015 ist die jährliche Palmölproduktion in Brasilien von 120.000 auf 340.000 Tonnen (IndexMundi, 2016) gestiegen, somit steht Brasilien steht Rang zwölf der Palmöl-produzierenden Länder. Palmöl wurde früher von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verwendet, wo es bis heute in Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmitteln und Kosmetikprodukten enthalten ist. Heute enthält fast jedes zweite angebotene Produkt billiges Palmöl, welches viele gesättigte Fettsäuren enthält. Eine regelrechte Explosion der Palmölnachfrage entstand aber vor allem durch Agrartreibstoffe. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen, welches immer öfter in unseren Autotanks vorzufinden ist. Nach Brasilien ist Indonesien das Land mit der größten Artenvielfalt und das Land mit der größten Palmölproduktion. Man schätzt, dass in Indonesien jährlich bis zu 2000 Orang-Utans sterben, weil ihr Lebensraum zerstört wird. Inzwischen findet man frei lebende Orang-Utans nur noch auf den Inseln Borneo und Sumatra, es sind ca. 55.000 Tiere.
Palm Oil Scorecards zeigen welche Unternehmen besonders viel Palmöl einsetzen. Außerdem kann man mit diesem Tool herausfinden, ob die eigenen Lieblingsunternehmen Palmöl einkaufen.
WAS SIND DIE FOLGEN?
Der Regenwald ist einer der wichtigsten Stabilisatoren des Weltklimas, weil die Bäume die Unmengen an CO2, die wir täglich produzieren, binden. Regenwaldabholzung bedeutet also eine immense Klimabelastung. Beim Abholzen von Bäumen, wird nicht nur deren wichtige Fähigkeit CO2 zu binden vernichtet, auch das bereits gebundene CO2 im Baum wird freigesetzt, wenn dieser gerodet und anschließend verbrannt oder abgeholzte Teile übrig liegen bleiben. Und hier beginnt der Teufelskreis: je stärker der Klimawandel, desto höher die Temperaturen. Bäume versorgen sich ja sozusagen selbst mit Regen, durch Evapotranspiration (Bäume lassen Wasserdampf aufsteigen, welcher Wolken bildet und zu Regen wird. 40% unseres Regens haben wir Bäumen zu verdanken). Weniger Bäume bedeutet also weniger Regen, was die übrig gebliebenen Bäume weiter austrocknet, die Temperatur erneut steigen und unter anderem das Potenzial für Waldbrände nochmal verstärkt. Außerdem entspricht das Wasser, das aus dem Amazonas in den Atlantik fließt, 15 bis 20 % des weltweiten Süßwasserabflusses. Eine Austrocknung dieser wertvollen Quelle könnte auch Auswirkungen auf die Meeresströmungen haben. Man geht davon aus, dass die Temperaturen in der östlichen Amazonas-Region in der zweiten Hälfte des Jahrhundert um bis zu 8 Grad steigen, durch die Zerstörung von 55% Regendwald würden bis 2030 knapp 100 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt, so viel, wie die gesamte Welt in zwei Jahren an Treibhausgasen produziert (Quelle).
Man geht davon aus, dass weltweit pro Minute ca. 35 fußballfeldgroße Flächen an Regenwald zerstört werden. Pro Tag sind es 35.616 Hektar. Als Vergleich: Wien hat eine Größe von 41.460 Hektar. Gesamt sind bereits über 20% des Amazonas abgeholzt. Man geht davon aus, dass der “tipping point”, also der Punkt, wo nicht mehr genug Bäume da sind, um genug Regen für den Wald zu produzieren, bei 30-50% oder sogar weniger liegt (Quelle). Die These vom Tipping-Point besagt somit: bei mehr als 40% (Durchschnitt) Entwaldung, verwandelt sich der Amazonas unwiderruflich in eine Savanne, was unaussprechliche Folgen für unseren Planeten hätte.
Laut einer Studie trägt die Rinderzucht dort einen großen Teil (18 %) zum weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen bei. Höheres Treibhauspotential als CO2 haben übrigens Lachgas (Dünger) und Methan (Verdauung Rind). Es ist eine Umweltzerstörung ohne Grenzen.
Der südamerikanische Sojaanbau lässt nicht nur die grüne Lunge unserer Erde verschwinden, auch Mensch und umgebende Umwelt sind von den Folgen betroffen. Der Einsatz von Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung führt zur Vergiftung von Flüssen, Fischen und Menschen. Menschen, die seit vielen Generationen im Wald leben, werden brutal vertrieben, ihr Land geraubt. Im Weiteren bedeutet vernichteter Urwald auch Verlust von Artenvielfalt, viele Tiere sind bereits vom Aussterben bedroht, weil der Lebensraum immer knapper wird.
WAS KÖNNEN WIR TUN?
- Weniger oder gar kein Fleisch essen
- Reycycling Toilettenpapier benutzen (jeder 3. gefällte Baum wird zu Papier verarbeitet)
- Fertigprodukte meiden (in diesen ist oft Palmöl enthalten)
- Heimische Holzarten bevorzugen, niemals Tropenholz oder Teak kaufen. Bei Grillkohle lieber zu Buche oder Grillbriketts aus gepressten Kokosnussschalen greifen.
- Papier mehrmals verwenden, nur wenn es wirklich notwendig ist drucken. Eine Übersicht der Zertifikate zum Thema Papier findet ihr hier.
- Biosprit ist gar nicht bio! Für den Rohstoff in Bio-Diesel usw. wird Regenwald gerodet, mehr dazu könnt ihr hier lesen.
- Meide Konzerne, die diesen Wahnsinn unterstützen und kaufe bei Unternehmen, die es besser machen.
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